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Nazi-Strategien in Sozialen Netzwerken Politisieren

In Sozialen Netzwerken versuchen Neonazis, mit nicht-rechten Menschen in Kontakt zu kommen. Eine Strategie der Ansprache, um ihre Ideologie zu verbreiten: Das Politisieren in unpolitischen Diskussionen.

 
Screenshot einer Nazi--Facebook-Gruppe zum Thema Umweltschutz

Die Nachrichten sind voll von Meldungen über die Finanzkrise, Umwälzungen in der arabischen Welt und dem Aufbegehren junger Menschen. Doch das Verständnis für die wirklichen Zusammenhänge – warum die Dinge wie passieren, warum die Finanzkrise noch immer nicht überwunden und welche Schwierigkeiten eine globalisierte Welt mit sich bringt – fehlt vielen. Das Bedürfnis nach Antworten ist groß. Doch die Erklärungen sind oft kompliziert. Die Welt ist komplex. Wer scheinbar einfache Lösungsansätze anbietet, hat daher gute Chancen, auf Zuspruch zu stoßen – auch wenn die etwa antisemitisch sind. Der Einstieg ist simpel. In einem Sozialen Netzwerk verlinkt eine Bekannte ein Video, das über „die wahren Umstände des 11. September 2001“ berichtet. Es entsteht eine Diskussion und in dieser Diskussion wird nebenbei auf ein „Grundproblem“ der Finanzkrise hingewiesen. Schnell können Nutzer/innen, die nach Antworten suchen, auf YouTube Videos finden, die vermeintlich logisch erklären, woher „das Geld“ angeblich kommt, das so viel Übel in die Welt bringe. Dass sich hier antisemitische Propaganda verbirgt, wird oft erst auf den zweiten oder dritten Blick klar.

Manchmal verlinken User/innen einen Artikel eines Nachrichtenportals – und plötzlich melden sich Menschen mit Kommentaren zu Wort, zu denen man noch nie vorher Kontakt hatte. Sie weisen – mehr oder weniger schlüssig – auf diesen oder jenen Umstand hin, der nachdenklich machen und anregen soll „selbst auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen“. Gemeint ist damit, sich Verschwörungsvideos anzuschauen und sich rechtsoffener bis rechtsextremer Indoktrination auszusetzen. Insbesondere das Medium Video mit der vermeintlichen Authentizität gefilmter Bilder bringt gerade jüngere User/innen schnell aus der Fassung, die sich argumentativ dann kaum mehr zu wehren wissen.

Auch abseits von Truthern und ihren Welterklärungsversuchen wird der Versuch unternommen, Menschen zu politisieren. Dies zeigen zahlreiche rechtsextreme Kampagnen zum Thema Kindesmissbrauch, das als Vehikel missbraucht wird, um die NPD und die rechtsextreme Szene als einzige entschiedene und engagierte Menschen erscheinen zu lassen (siehe „Kampagnen zu sexuellem Kindesmissbrauch“). 

| Weitere Neonazi-Ansprache-Strategien finden Sie hier!

 Dieser Text ist ein Auszug aus der Broschüre von www.belltower.news und no-nazi.net: „Zwischen Propaganda und Mimikry – Neonazi-Strategien in Sozialen Netzwerken„. Sie steht hier zum Download bereit. Die Printausgabe ist leider bereits vergriffen. Über das Projekt no-nazi.net bieten wir auch Workshops zum Thema „Nazis in Sozialen Netzwerken“ an. Mehr aus der Broschüre auf netz-gegen-nazis.de: | Broschüre 2012| Rechtsextreme Archetypen in Sozialen Netzwerken| Neonazi-Kampagnen-Themen in Sozialen Netzwerken| Neonazi-Ansprache-Strategien in Sozialen Netzwerken

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